Landwirtschaft in der Wesermarsch
ist schwerpunktmäßig ausgerichtet auf Grünlandbewirtschaftung.
Grünlandwirtschaft in Niedersachsen erbringt vielfältige, gesellschaftlich wertvolle Leistungen. Die traditionelle Grünlandbewirtschaftung unterstützt Biodiversitäts-, Wasser-, Boden- und Klimaschutzziele gleichermaßen, auch außerhalb von ausgewiesenen Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten ,wie z.B. verschiedene Wiesenbrüter sind in Deutschland auf die unterschiedlichen Grünlandtypen angewiesen.
Die Bedingungen in der Wesermarsch als klassischen Grünlandstandort sind gerade für ökologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe günstig. Bislang hat die Agrarpolitik unsere Grünlandstandorte eher schlechter gestellt als Ackerflächen.
Die Landwirtschaft ist zum Rohstofferzeuger für industriell gefährdete Massenprodukte verkommen. Lebensmittel werden von Konzernen als Billigware verramscht!

Milchwirtschaft
Die industrielle Agrarproduktion hat auch den Milchzeugungsbereich längst erreicht. Das Grünland, das bisher die Kulturlandschaft in der Wesermarsch prägt, ist akut bedroht. Milchkuhbestände von 150 Tieren und mehr, lassen eine Weidehaltung - bislang das typische Bild in der Wesermarsch - in der Regel nicht mehr zu. Für solche Großbetriebe eignet sich eher Mais.
Für Milchbetriebe mit Ganzjahresstallhaltung werden die Grünlandflächen unwirtschaftlich. Der Drang zum Grünlandumbruch wird dramatisch verstärkt. Die Milchindustrie setzt auch bei Milch auf Massenware.
Verbraucherwünsche - Erhaltung einer intakten Kulturlandschaft, Produktion mit artgerechter Milchviehhaltung - werden ignoriert. Milch besteht aber nicht nur aus Eiweiß und Fett. Die Wesermarschbauern können Grünlandmilch erzeugen.     
Die Fettsäurezusammensetzung von Grünlandmilch enthält einen hohen Anteil von Omega3 Fettsäuren. Sie werden erreicht durch Weidegang und die Fütterung  von Heu und Grassilage, den Verzicht auf Silomais und Begrenzung der Kraftfuttergaben.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass Grünlandmilch und Produkte aus Grünlandmilch wesentlich gesünder und bekömmlicher sind. Grünlandmilch geht aber im Milchsee konventionell erzeugter Milch unter.
Darum setzen wir uns für die Förderung von Grünlandmilch ein. Wir wollen eine gesonderte Vermarktung mit besserer Bezahlung für die Landwirte erreichen - der Allgäu, die Schweiz und Österreich sind uns hier voraus.
Die Infrastruktur für die Verarbeitung von Grünlandmilch muss wieder hergestellt werden. Dazu bietet sich die  ehemals größte Molkerei der Wesermarsch in Strückhausen an. Sie ist zu modernisieren und auf die Verarbeitung von Grünlandmilch auszurichten.
Um dies zu erreichen sind entsprechende Bündnisse mit Landwirten und ihren Interessenvereinigungen (Landvolk, Bund Deutscher Milchviehhal-ter,ABL) erforderlich.
Das Milchwerk in Strückhausen war für Jahrzehnte einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Gemeinde. BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN werden sich dafür stark machen, dass der Ausbau der Molkerei für die Verarbeitung von Grünlandmilch mit EU-Mitteln gefördert wird.

Landwirtschaft und Artenvielfalt
Wichtig für die Erhaltung der Artenvielfalt ist eine entsprechend angepasste, zumeist extensive Grünlandbewirtschaftung, die z.B. durch spätere Mahd oder geringen Tierbesatz Wiesenvögeln Bruterfolge ermöglicht. Durch den zunehmenden Flächendruck ist eine extensivere Grünlandbewirtschaftung insgesamt bedroht. Extensivere Produktionsformen lassen sich  nur dann sichern, wenn ein wirtschaftlicher Anreiz für die Bewirtschafter damit verbunden ist. Schließlich erbringen Landwirte hier eine gesellschaftliche Dienstleistung - nämlich den Erhalt der Artenvielfalt - und dafür sollen sie auch entsprechend bezahlt werden. Förderbeträge für Agrarumweltmaßnahmen müssen deutlich erhöht werden und sie müssen verlässlich planbar sein.
Die Möglichkeiten für Landwirte, Förderung für Agrarumweltmaßnahmen zu beantragen, sind defizitär. Beispiel Vertragsnaturschutz: Möglichkeiten zum Abschluss entsprechender Verträge gibt es nur in räumlich eng begrenzten Förderkulissen ( z. B. Stollhammer Wisch). Es ist erforderlich, diese Förderkulissen räumlich auszudehnen und vor allem finanziell besser auszustatten.

Deiche sind in der Wesermarsch existenzsichernd
Wir setzen uns dafür ein, dass auch eine umweltschonende Bewirtschaftung der Deiche z.B. durch Schafbeweidung mit Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden kann. Fördermaßnahmen werden bisweilen auch mangels entsprechender Kenntnisse  nicht in Anspruch genommen. Das gilt z.B. für Programme, auf denen im Grünlöand bestimmte Pflanzenarten nachgewiesen werden müssen, um eine Förderung erhalten zu können.
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, die Landwirte so zu  qualifizieren, dass sie die erforderlichen Kenntnisse über diese Bioindikatoren besitzen und die entsprechenden Fördermittel beantragen können. Es gilt die Naturschutzbehörde des Landkreises so auszustatten, dass sie diese Qualifizierungsaufgabe mittels Schulungen und Exkursionen erfüllen kann.

Massentierhaltung verhindern
Nutztiere in viel zu engen Anlagen zu halten, ist Tierquälerei. Gerade im Geflügelbereich gibt es einen neuen Boom zu immer größeren Ställen. Wir wollen im Kreistag erreichen, dass die vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten, solche Anlagen zu verhindern, ausgeschöpft werden. Dazu zählt insbesondere die Einhaltung von Brandschutzbestimmungen wie z.B. im Emsland.

Schlachtbetriebe vor Ort erhalten
In den letzten Jahren mussten viele kleinere Schlachtbetriebe aufgrund geänderter Rahmenbedingungen schliessen. Wichtige Voraussetzung für die Direktvermarktung regionaler Produkte wie Rind- und Lammfleisch ist jedoch das Vorhandensein nahegelegener Schlachtstätten. Dies gilt besonders für einen viehreichen Landkreis wie die Wesermarsch. In der Wesermarsch erzeugte Lebensmittel sollen auch in der Wesermarsch  weiterverarbeitet werden.
Auch unter Tierschutzgesichtspunkten sind Schlachtstätten in der Wesermarsch dringend notwendig. Lebende Tiere sollten so kurz wie möglich transportiert werden. Es gilt, die verbliebenen Schalachtbetriebe in der Wesermarsch zu erhalten und ihre Fortexistenz zu sichern.

Biogas umweltverträglich weiter entwickeln
Wir wollen Erneuerbare Energien nachdrücklich fördern. Das ist Voraussetzung für das Gelingen der energiepolitischen Wende in Deutschland. Das gilt auch für die Nutzung von Biogas.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit dem darin festgeschriebenem Nawaro-Bonus (Nachwachsende Rohstoffe) begünstigt derzeit allerdings die Entwicklung von Maismonokulturen.
Das EEG bedarf im Bereich Biogas einer grundsätzlichen Novellierung:
Im EEG sollten Kleinanlagen (Containeranlagen) die aus Gülle und Gras Energie erzeugen, besser gestellt werden als große Kraftwerke, die überwiegend mit Nawaro-Mais befüllt werden. In Kleinanlagen neben dem Kuhstall ließen sich Gülle und Festmist ebenso veredeln wie überständige Grasschnitte die nicht im Stall benötigt werden oder sich nicht im Kuhmagen verwerten lassen (Naturschutzaufwüchse).
Wir brauchen im EEG eine stärkere Differenzierung der Stromeinspeisevergütung nach der Größe der Biogasanlage und nach dem in der Anlage verwendeten Substratgut.
Durch eine derartige Anpassung im EEG würde die Biogasproduktion auch auf "Nicht - Maistandorten" interessant, die ungesunde Konkurrenz zwischen Biogas und Milchproduktion würde entschärft. Im Gegenteil könnte sich die Biogasproduktion so zu einem zweiten Standbein für die Grünlandbauern in der Wesermarsch entwickeln.
Biogasanlagen sollen zukünftig nur rentabel arbeiten können, wenn die anfallende Wärme sinnvoll genutzt und den fossilen Wärmeverbrauch an anderer Stelle ersetzt oder aber aufbereitet in das Erdgasnetz eingespeist wird.
Wir wollen die Steuerungsmöglichkeiten der Städte und Gemeinden stärken. Im BauGB sollte die Privilegierung von Biogasanlagen entfallen. Sie sollten grundsätz-lich von der Gemeinde über die Bauleitplanung gesteuert werden.

Gentechnik
Gegen den Mehrheitswillen der VerbraucherInnen und landwirtschaftlichen Betriebe versucht ein Zusammenschluss von Politik-, Agrar- und Industrielobbyisten heimlich gentechnisch veränderten Lebensmitteln den Weg zu bereiten. Dagegen setzen wir uns zu Wehr. Die Zukunft der mittelständischen Landwirtschaft liegt eindeutig in der gentechfreien Produktion, deshalb wollen wir diese weiterhin schützen. Die Mehrheit der Landwirte möchte gentechfrei arbeiten, da den ungeklärten Risiken dieser Technik kein entsprechender Nutzen gegenüber steht und weil die Existenz des expandierenden Ökolandbaues und einer konventionellen Qualitätsproduktion durch den Gentecheinsatz gefährdet werden.
Lücken in der Kennzeichnung von Lebensmitteln für Menschen und Futtermitteln für Nutztiere, die vor allem der Nahrungsproduktion dienen (Milch, Fleisch, Eier) müssen schnellstens geschlossen werden.
Wir unterstützen die Forderungen der Landwirte am Braker Hafen den Anteil am Umschlag gentechfreier Futtermittel deutlich zu erhöhen und zu prüfen die Wesermarsch zur Gentechnikfreien Zone zu erklären.

Lebensmittel aus regionaler Produktion
Wir setzen uns dafür ein, dass in den öffentlichen Einrichtungen des Landkreises und der Gemeinden wie Kantinen, Krankenhäuser,Heime,Schulen und Kindertagesstätten Lebensmittel aus regionaler Pruduktion verwendet werden. Auch der örtliche Lebensmittelhandel soll hierfür stärker sensibilisiert werden. Die Wirtschaftsförderung soll Direkt- und Regionalvermarktung und Schaffung regionaler Märkte, auch im Rahmen bestehender Projekte ("Lammwochen", "Ochsenwochen", "Melkhus", "Landfrauenmarkt Seefelder Mühle") ausbauen helfen.
Freiwillige Flächentauschmaßnahmen sind durchzuführen, wenn diese dem Zweck dienen, landwirtschaftliche Flächen extensiv und hofnah zu bewirtschaften. "Flurbereinigungen", die einen erheblichen Verlust oder Versiegelung der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach sich ziehen (z.B. Küstenautobahn) werden von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN abgelehnt.



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